Schwitzen ist eine für die Regulierung der Körpertemperatur notwendige natürliche Körperfunktion. Die Schweißabsonderung wird durch einen Teil unseres vegetativen Nervensystems, das sympathische Nervensystem, gesteuert. Bei manchen Menschen (ungefähr 1% der Bevölkerung) arbeitet dieses System auf einem zu hohen Niveau, weit höher als nötig, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Diese Störung heißt Hyperhidrose (lateinisch Hyperhidrosis).
Die Lokalisation ist sehr verschieden, jede Zone des Körpers kann betroffen sein. Häufig sind betroffen Hand (Hyperhidrosis manuum) und Achselhöhle (Hyperhidrosis axillaris), ferner Kopf und Hals (Hyperhidrosis facialis), oder die Füße (Hyperhidrosis peduum).
Übermäßiger Handschweiß ist die weitaus unangenehmste und für den Betroffenen folgenreichste Form der Hyperhidrose. Viele Menschen mit diesem Leiden sind in ihrer Berufswahl eingeschränkt und haben beispielsweise Schwierigkeiten bei der Handhabung feuchtigkeitsempfindlicher Materialien (wie Papier u. ä.). Ebenso unangenehm kann eine übermäßige Sekretion im Bereich der Achselhöhle sein. Große nasse Flecken in der Kleidung oder sogar ringförmige Salzablagerungen sind sehr störend. Im Kopf- und Halsbereich ist vor allem die Stirn bzw. das Gesicht betroffen. Während die isolierte Hyperhidrose am Rumpf ist seltener.
Generell wird zwischen unterschiedlichen Formen der Hyperhidrose unterschieden. Bei der Primären Hyperhidrose ist die genaue Ursache dieser Störung unbekannt und der Patient ist ansonsten gesunden. Betroffene leiden meist ab der Pubertät unter vermehrtem Schwitzen. Häufige Auslöser sind neben erhöhter Umgebungstemperatur insbesondere Nervosität und Stress. Schon bei geringfügiger körperliche Anstrengung kommt es zu einer vermehrten Schweißsekretion.
Sind überwiegend die Hände und Füße betroffen, kann jeder Händedruck unangenehm und zum Problem werden. Bei den Patienten, die unter den Achseln stark schwitzen, kann die allmorgentliche Auswahl der Kleidung eine Herausforderung darstellen. Betroffene können keine dunkle Kleidung tragen, da dort Schweißflecken schneller entstehen. In manchen Fällen muß mehrmals am Tag die Kleidung gewechselt werden. Bei den meisten Betroffenen entstehen auch im zwischenmenschlichen Bereich Probleme auf.
Im Rahmen der sekundären Hyperhidrose ist die vermehrte Schweißproduktion ursächlich durch eine andere Erkrankung bedingt und der Auslöser lässt sich sehr wohl erkennen. Unterschieden werden :
• endokrine Hyperhidrose bei Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), bei Phäochromozytom (seltener u.a. adrenalinproduzierender Tumor), im Klimakterium (Wechseljahre), andere seltene Hormonstörungen
• neurologische Hyperhidrose bei Schädigung des Sympathikus oder Irritation durch z.B. eine Halsrippe, Halsmarkerkrankung evtl. mit Hornersyndrom, Querschnitt-Symptomatik, nach Unfallverletzungen von Nerven
• psychisch bedingte Hyperhidrose bei manifesten psychischen oder psychiatrischen Leiden
• medikamentös bedingte Hyperhidrose bei Einnahme von Hormonen, Parasympathomimetika, Kortikoiden, Salicylsäure u.a.
Wie kann man Hyperhidrose behandeln ?
Bei sekundärer Hyperhidrose muss die Grunderkrankung behandelt werden. Bei der primären Hyperhidrose werden konservative und chirurgische Verfahren unterschieden. Bevor operative Maßnahmen überhaupt erwogen werden, müssen die konservativen Behandlungsmöglichkeiten voll ausgeschöpft worden sein. Zunächst einmal sollte alles gemieden werden, von dem bekannt ist, daß es das Schwitzen verstärkt¸dies können Genußstoffe wie Kaffee, Alkohol, Zigaretten aber auch scharfe Gewürze sein. Streß und Anspannung sollten mit verbesserter Zeitplanung, Sport, Entspannungstechniken und dergleichen ausgeglichen werden. Die Kleidung sollte nicht zu warme und luftig sein, vorzugsweise aus Naturfasern oder modernen Sporttextilien. Ähnlich einfache Empfehlungen stellen die weiteren Verfahren zur Schweißbekämpfung nicht dar. Ein erprobter Stufenplan sollte dabei Anwendung finden. Zur Behandlung einer fokalen Hyperhidrose stehen verschiedene therapeutische Verfahren zur Verfügung. Angefangen wird meist mit einer externen Therapie mit Adstringentien oder Antiperspirantien (Tannolact, Antihydral, Aluminiumchlorid-Hexahydrat). Verschiedene Interna stehen in Tablettenform zur Verfügung. Ggf. kann eine Leitungswasser-Iontophorese angewendet werden. Bei unzureichender Wirkung kann Botulinum Toxin A in die stark schwitztenden Areale injiziert werden. Am Ende der Möglichkeiten stehen verschiedene Operationstechniken (axillär: Liposuction, Schweißdrüsenküretage).
Wie wirkt Botulinumtoxin?
Botulinumtoxin ist ein gereinigtes Botulinumtoxin vom Typ A. Diese Substanz wird durch ein Bakterium (Clostridium botulinum) abgesondert und in aufwendigen Reinigungsschritten isoliert. Wird es in die Haut gespritzt, so blockiert es dort gezielt die Nervenimpulse, welche die Schweißproduktion verursachen. Wird es hingegen in einen Muskel gespritzt, so führt das ebenfalls über eine Blockade der Nervenimpulse zu einer Entspannung der behandelten Muskeln. Andere Nervenfunktionen wie das Fühlen oder Tasten durch die Haut werden dadurch nicht beeinflusst.
Die Wirkung von Botulinumtoxin tritt schrittweise innerhalb von 2 - 10 Tagen ein. Unter seinem Einfluss wird die Tätigkeit der Schweißdrüsen eingeschränkt bis fast eingestellt. Sie müssen nicht fürchten, dass Sie in anderen Körperbereichen mehr schwitzen. In Ausnahmefällen können Sie leichte Grippenanzeichen empfinden – Kopfschmerzen, Schmerzen von Gelenken. Die Nachhaltigkeit der Wirkung ist immer individuell, der Effekt hält in Abhängigkeit von der eingesetzten Botulinumtoxin-Menge 7 - 12 Monate, evtl. auch länger, an. Für eine weitere Wirkung muss die gesamte Behandlung wiederholt werden.
Nach der Behandlung übermäßigen Schwitzens
Die Behandlung erfolgt ambulant und Sie können danach nach Hause gehen. Falls die Behandlung am Kopf durchgeführt wurde, sollten Sie sich 4 Stunden lang weder vorbeugen noch hinlegen. Bei der Behandlung von Handflächen sollten Sie weder schwere Sachen tragen, Auto fahren noch die Handflächen auf einer anderen Weise beanspruchen. Die behandelten Flächen sollten Sie mindestens 24 Stunden lang nicht berühren. Danach können sie leicht berührt und gewaschen werden.
Botox-Behandlung im Achselbereich
Für die Botox-Behandlung im Achselbereich werden generell keine schmerzlindernden Verfahren benötigt. In jede Achselhöhle werden 10 bis 12 oberflächliche Injektionen vorgenommen mit Abständen von ca. einem Zentimeter.
Botox-Behandlung im Hand- und Fußbereich
Die Botox-Behandlung im Handbereich macht eine Schmerzbehandlung unumgänglich, da in diesem Bereich das Schmerzempfinden wesentlich stärker ausgeprägt ist. Empfohlen wird die Behandlung mit einer Paracetamol-Tablette und EMLA-Creme. Die Creme muss mindestens eine Stunde vor dem Eingriff aufgetragen werden., damit sie ihre volle Wirkung entfalten kann. Pro Handfläche werden bis zu 50 Injektionen gesetzt. Durch die Injektion des Botox kann es zur Schwächung der Fingermuskeln kommen. Patienten, die bei Ihrer täglichen Arbeit auf ihre Feinmotorik angewiesen sind, sollten vor dem Eingriff darauf hingewiesen werden.