Die Kryochirurgie (Kryotherapie; Vereisung) bezeichnet die gezielte Vereisung von oberflächlichen Hautveränderungen. Die Folge des rapiden Temperatursturzes ist eine sogenannte Kryonekrose bzw. Kryodestruktion, die einen Untergang bzw. eine Zerstörung des erkrankten Gewebes bedeutet. Auf diese Weise können sowohl harmlose Warzen als auch Hautkrebsvorstufen behandelt werden.
 
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Indikationen (Anwendungsgebiete):
Aktinische Keratosen – Verhornungsstörung der Haut, die durch Strahlung (vor allem UV-Strahlung) bedingt ist (Krebsvorstufe; Risikofaktor für ein Plattenepithelkarzinom)
Cheilitis actinica – strahlenbedingte Entzündung der Unterlippen, verursacht durch Sonnenbrand oder chronische Sonnenbestrahlung
Erythroplasie Queyrat – eine Präkanzerose (Krebsvorstufe) der Haut, die durch humane Papillomviren ausgelöst wird und an den Genitalien auftritt
Hypertrophe Narben – stark gewachsenes Narbengewebe und Keloide (Wulstnarben)
Lentigines/Lentigo maligna – sogenannter Linsenfleck oder Leberfleck, der durch vermehrte Aktivität der Melanozyten (Zellen, die die Haut braun färben) entsteht und sich zum malignem Melanom weiterentwickeln kann
Leukoplakie – sogenannte Weißschwielenkrankheit, die durch eine weiße flache Schleimhautveränderung gekennzeichnet ist. Eine Leukoplakie kann in ein Plattenepithelkarzinom (Stachelzellkrebs) übergehen.
Morbus Bowen – sogenannter Bowen-Hautkrebs, dessen Vorstufe durch humane Papillomviren, Arsenexposition und UV-Licht hervorgerufen werden kann
Verrucae vulgares – vulgäre Warzen (gewöhnliche Warzen), die auch als Stachelwarzen bezeichnet werden
 
Das Verfahren
Die lokale Vereisung von erkranktem Gewebe erfolgt durch eine Abkühlung unter -40 °C. Um diese Temperatur zu erreichen, wird in der Regel flüssiger Stickstoff verwendet, der seinen Siedepunkt bei -195,8 °C hat. Dabei werden zwei Anwendungsformen unterschieden:
Offenes Sprayverfahren: Der flüssige Stickstoff wird direkt aus geringer Entfernung auf die Läsion gesprüht. Dies ermöglicht ein schnelles, tiefenwirksames Ergebnis und erreicht eine Tiefe von 12 mm.
Kontaktverfahren: Eine vorgekühlter Metallstempel oder eine mit flüssigem Stickstoff durchströmte Sonde werden direkt auf die Läsion aufgesetzt. Die Auswahlmöglichkeit verschiedener Sonden garantiert eine schonende Vereisung umschriebener Läsionen und erreicht eine Tiefe von ca. 4 mm.
 
 
Der kryochirurgische Eingriff wird im Normalfall ambulant durchgeführt, vor der Behandlung wird meist eine Stanzbiopsie (Gewebeprobe, die durch eine Stanze entnommen wird) mit nachfolgender histologischer Sicherung (Betrachtung einer Gewebeprobe mittels Mikroskop) durchgeführt, um z. B. die Diagnose einer bösartigen Hautveränderung zu bestätigen. Die Kryotherapie ist bei kleineren Hautveränderungen ohne Betäubung möglich, sind größere Areale wie Lippen, Geschlechtsorgane betroffen, ist eine Lokalanästhesie erforderlich.
 
Der häufigste Einsatz erfolgt bei aktinischen Keratosen. Dies sind Vorstufen von weißem Hautkrebs gerade auf den Sonnenterrassen der Haut wie Kopf, Stirn, Nase. Hierbei reicht es, die Haut so zu vereisen, dass ein schwacher Eisfilm die zu behandelnde Fläche überzieht. Nach dem Auftauen wird der Gefrierzyklus in derselben Weise wiederholt.
Siehe als Alternative auch Photodynamische Therapie.
 
Ein analoges Vorgehen ist das Kryopeeling, bei dem die zu behandelnde Fläche gleichmäßig eingefroren wird, so dass eine homogene flächenhafte Epidermolyse erzielt wird.